Die Herkunft der Panzerplatte von Creuzburg 

In dankenswerter Weise hat sich Herr Ronny Schwanz, Ortsteilbürgermeister von Creuzburg, für den Erhalt einer aus den Kämpfen um die Werralinie im April 1945 stammenden Panzerplatte für die Stadt stark gemacht. Sicherlich wäre diese Erinnerung und Mahnung an die sinnlosen Kämpfe am 1. April 1945 um Creuzburg und Spichra in einem Museum richtig aufgehoben. Nicht vergessen werden darf, dass in Folge des verbrecherischen Widerstandes am Creuzburger Brückenberg viele Menschen starben und über 70 Prozent der Stadt vernichtet wurden. 

Welche Geschichte erzählt diese Panzerplatte? - Als ich vor 15 Jahren erstmals den Brückenberg besichtigte, fanden sich dort noch weitere Teile eines deutschen Panzers, Radgehänge, Laufräder und weitere Panzerteile. Die Ende März 1945 hastig ausgehobenen Stellungen waren noch gut zu erkennen. 

Inzwischen gibt es viel mehr Klarheit. Herr Jürgen Möller, Autor einer vielbeachteten Buchreihe über die Kämpfe in Mitteldeutschland, konnte eine Gefechtsskizze finden, die die deutschen Verteidigungsstellungen auf dem Brückenberg sehr genau zeigt. 


Zuarbeit von Herrn Jürgen Möller. 

Das Original dieser Skizze wurde bei einem deutschen Offizier gefunden und von US- Offizieren nachgezeichnet. 

Danach konnten die Wehrmachtsoffiziere drei Panzerfahrzeuge auf der Höhe des Wallstieges konzentrieren, zwei davon waren sogenannte „Möbelwagen“, Panzer IV mit aufgebauter 3,7cm Flak, sowie der inzwischen legendär gewordene „Kugelblitz“, ein völlig neuer Flakpanzer mit einem 2 cm Zwillingsgeschütz. Dieser modernste deutsche Flakpanzer wurde dann am Spatenberg bei Spichra eingesetzt und dort vernichtet. 

Neben den auf dem Brückenberg stehenden zwei „Möbelwagen“ berichtet die Skizze über sechs in die Stellung eingebaute schwere Maschinengewehre und weitere leichte MGs. 

Als Kampfkommandant wurde ein Hauptmann Kladik verpflichtet, der ähnlich wie Major Krenzer im benachbarten Mihla vom Wehrkreis befohlen wurde. Ihm zur Seite stand ein Leutnant Kehr. Das Wehrmachtskommando verfügte über einen Zug der Panzerjägerkompanie aus Mihla (ein weiterer wurde bei Spichra eingesetzt, restliche Soldaten verblieben in Mihla), über die Flakpanzer IV aus Ohrdruf und einige Soldaten, die aus versprengten Einheiten durch Feldgendarmerie zusammengestellt worden waren sowie über den Volkssturm aus Creuzburg und aus einigen Nachbarorten. 

Als sich am Nachmittag des Ostersonntags die ersten US-Panzer der Creuzburger Brücke näherten, eröffnete die Besatzung auf dem Brückenberg das Feuer. Was dann kam bedeutete den Untergang der Stadt Creuzburg, aber auch der Stellung auf dem Brückenberg. Ein Möbelwagen erhielt einen Volltreffer. Die Wrackteile zerstreuten sich über den Hang. Dazu zählt auch das am Anfang beschriebene Seitenteil des Turmes. 

   
Panzer IV „Möbelwagen“ als Flakpanzer. Rechts das Panzerteil, um das es in Creuzburg gerade geht. Wollte die Besatzung das Feuer eröffnen, wurden die Seitenschürzen herabgeklappt.

Weshalb die deutschen Panzer, die vom Truppenübungsplatz Wechmar (Ohrdruf) stammten, noch Ende März per Eisenbahn nach Creuzburg verlegt wurden, erfahren wir durch den Kampfbericht der 65sten US-Infanteriedivision:

In Wechmar war ein motorisiertes Flakbataillon mit modernen Flakpanzern aufgestellt worden. Dazu zählten auch alle in Creuzburg eingesetzten Fahrzeuge.

  1. Kompanie "PZ FLAK REPL & TRAINING BN I":

Der Übungsplatz dieses Gepanzerten Flak-Batallions befand sich in Wegmar (Wechmar). Die 15 Panzer des Batallions verließen Wegmar am 30. März um an verschiedenen Sektoren unseres Vormarsches eingesetzt zu werden. Drei Pz. IV, von den zwei eine 37mm Kanone hatten ("Möbelwagen", einer in Creuzburg vernichtet, Lä), und einer einen 20mm Flak-Vierling (Kugelblitz?, allerdings kein Vierling, Lä) gingen in der Gegend um Creuzburg in Stellung. Am 1. April wurden zwei dieser Panzer von unseren Panzern abgeschossen, einer entkam. Kommandierender Offizier 1/Lt. Manskopf (Oberleutnant). 

Bei den üblichen Ungenauigkeiten der US-Kampfberichte handelt es sich hier um die Verlegung eines Zuges der Flakabteilung vom Truppenübungsplatz Ohrdruf an die Werralinie, die vermutlich auf direkte Anweisung vom Gauleiter Sauckel erfolgt war. Dieser hatte sich am 29. März in Spichra aufgehalten und war vermutlich auch in Creuzburg. 

Die deutsche Panzerbesatzung dürfte diesen Tag nicht überlebt haben. Auf dem Creuzburger Friedhof sind ihre Gräber zu finden, ein weiterer Grund, weshalb die Panzerplatte in Creuzburg bleiben sollte. 

Rainer Lämmerhirt
Auszüge aus dem Buch „Aufstieg und Untergang des Nationalsozialismus in Westthüringen“