Reste eines Flugzeuges kehrten nach Mihla zurück 

Fast auf den Tag genau, 75 Jahre nach der Katastrophe, kehrten die Reste eines im 2. Weltkrieg im Mihlaer Tal abgestürzten deutschen Flugzeuges nach Mihla zurück. 

Luftkriegsforscher Eberhard Hälbig war es gelungen, diese über Jahre zusammengetragenen Flugzeugteile zu erwerben. In insgesamt 12 Kisten verstaut wurden sie nun dem Mihlaer Museum übergeben und zunächst im Archiv des Rathauses deponiert. Hier sollen nun die genauen Sichtungen und schließlich die Restauration von wichtigen Teilen durchgeführt werden. Geplant ist, solche Teile mit den entsprechenden Erklärungen im Museum zugänglich zu machen. 

Was war vor 75 Jahren geschehen?: Am 3. Februar 1944 geriet gegen Mittag ein deutscher Bomber vom Typ He-177 in Absturzgefahr. Dieser Bombertyp, der einzige viermotorige Bomber der Luftwaffe, der in größeren Stückzahlen produziert wurde, war nie technisch völlig ausgereift zum Einsatz gekommen. Vier Motoren trieben zwei Propeller an und dadurch kam es immer wieder zu Triebwerkserhitzungen und zum Absturz. Die Maschine wurde deshalb auch als „Reichsfeuerzeug“ bezeichnet. 

Diese Machine mit der Kennzeichnung F8 + DV (F8 für KG 40, V für 11. Staffel, D war ein staffelinternes Zeichen) trug die Fabrikationsnummer 535 870 und war vom Typ A-3. Die Ausführung A-3 war die erste Serie des Bombers, die in großer Stückzahl an die Fliegertruppe ausgeliefert wurde und durch einen zusätzlichen Abwehrdrehturm auf sechs Mann Besatzung kam. 

Insgesamt verfügte sie über eine Abwehrbewaffnung von sechs Maschinengewehren in entsprechenden Ständen und Drehtürmen und über eine dreiteilige Bombenklappe. 

Das Kampfgeschwader 40 war als Fernbombengeschwader eingesetzt und die 4. Gruppe des Geschwaders verfügte über eine so genannte Ergänzungskampfgruppe, in der vom Fliegerhorst Fassberg ausgehend, Besatzungen auf der He-177 eingeflogen wurden. Vermutlich handelte es sich beim Absturz unserer Maschine um einen solchen Übungsflug. 

Offensichtlich war jene Maschine in Schwierigkeiten geraten und versuchte eine Notlandung auf der Harstallswiese im Mihlaer Tal. 

Dies ging aber schief und die Maschine raste in das Wäldchen rechts vom Wernershäuser Weg. Drei der sechs Besatzungsmitglieder konnten noch mit dem Fallschirm aussteigen, zwei von ihnen überlebten den Absturz. Der dritte Fallschirrmspringer traf, so berichteten Zeitzeugen, offenbar ungehemmt auf den Waldboden auf, da sich sein Schirm nicht mehr öffnete. Drei weitere Besatzungsmitglieder, darunter der Pilot, der bis zuletzt versuchte, die Maschine zu landen, verbrannten im Flugzeug. 

Die Maschine löste einen kleinen Waldbrand aus. Davon künden die zahlreichen Wrackteile aus Aluminium, die regelrecht durch die hohen Temperaturen zusammengeschmolzen wurden. 

Viele Mihlaer machten sich damals auf zur Unglückstelle. Diese wurde aber rasch durch Sicherheitskräfte abgeschirmt. Die Reste der Maschine wurden dann zum Bahnhof transportiert und mit der Eisenbahn abgefahren. Ein großer Teil dieser Reste ist nun durch verschiedene Umstände wieder in Mihla angekommen. Reste einer He-177 sind äußerst selten und weltweit kaum verfügbar. 

Eberhard Hälbig ist es gelungen, die Namen der ums Leben gekommenen Besatzungsmitglieder in den Unterlagen des Geschwaders zu finden. Am 3. Februar ging nur eine Maschine des Typs „ohne Feindeinwirkungen“ verloren. 

Flugzeugführer war der 1918 geborene Unteroffizier Friedrich Knöchel. Mit ihm starben der Bordfunker Unteroffizier Valentin Prestel, der Bordmechaniker Gefreiter Paul Stuhldreier und der Bordschütze Gefreiter Günther Bannas, zwei namentlich nicht bekannte Mitglieder der Besatzung überlebten. 

Heute erinnert nichts mehr an das Unglück, das vier Menschen das Leben kostete. Im Mihlaer Museum wird an diese Katastrophe ebenso erinnert, wie an den Absturz eines alliierten Bombers im Kalkgrund nur wenige Wochen später. 


He-177 mit zusätzlichen Gleitbomben unter dem Bombenschacht. Eine Maschine dieses Types stürzte am 3. Februar 1944 bei Mihla ab. 


Die nach Mihla zurück gekehrten Flugzeugreste sollen in den nächsten Monaten aufgearbeitet und teilweise zugänglich gemacht werden. 


Zu den Flugzeugteilen der He-177 gehört auch diese Panzerplatte aus der Pilotenkanzel. 

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