Wussten Sie schon…was vor 100 Jahren in Mihla wichtig war… 

Im März 1921 meldete die „Eisenacher Tagespost“: Das vor einer Reihe von Jahren begonnene Mihlaer Rathaus soll nun endlich fertiggestellt werden. Dazu ist der Gemeinde die Genehmigung für die Aufnahme eines Darlehens in Höhe von 120.000 Mark erteilt worden, nachdem die Gemeinde ursprünglich geplant hatte, einen Teil des Erlöses aus Holzverkauf hierfür zu verwenden. Dem hatten die Kreisbehörden allerdings nicht zugestimmt. 

Anmerkung: Der Bau des Rathauses in der „oberen Schäferei“ des „Roten Schlosses“ war bereits 1919 durch den damaligen Bürgermeister Friedrich Baumbach begonnen worden. Hintergrund war die Größe des Ortes und der Anspruch, mit einem hauptamtlichen Bürgermeister auch einen Rathausbau zu besitzen. 

Das Gelände der früheren Schäferei hatte die Gemeinde gemeinsam mit dem Platz für die Alexanderschule vom damaligen Rittergutsbesitzer Professor Binswanger günstig erworben. Der Abriss der alten Scheunengebäude begann noch 1919, aber dann schlugen die Folgen des 1. Weltkrieges und die beginnende Inflation zu und verhinderten den raschen Fortgang der Bauarbeiten. 

Schließlich entschied man sich, die alten Eichenbalken der großen Scheune für die untere Etage des Rathauses zu nutzen. Wie sich dann 2011 bei der Sanierung des Rathauses zeigte, eine weise Entscheidung, denn das später gekaufte Holz für die oberen Etagen war von schlechter Qualität.

Neben den Räumen für die Gemeindeverwaltung soll das Gebäude auch eine Beamtenwohnung für den Bürgermeister erhalten. 

   
Auf der linken Fotografie vor 1918 ist unter dem Pfeil noch die alte Scheune der Oberen Schäferei des „Roten Schlosses“ zu erkennen, rechts, Foto um 1930, steht dort bereits das heutige Rathaus. 

Im März 1921 eskalierte auch der sogenannte „Stromstreit“ der Gemeinde mit der Überlandzentrale Mühlhausen. Hierzu wird berichtet: Die Mühlhäuser Elektrizitätsgesellschaft hatte die Strompreise erhöht. Die Gemeinde hatte aber ursprünglich nach Übernahme des Mihlaer E-Werkes in den Verbund Sondertarife ausgehandelt und weigerte sich nun, die Strompreiserhöhungen zu bezahlen. Diese Strompreiserhöhungen wurden mit verteuerten Kohlepreisen gerechtfertigt, Mihla bezöge aber nur Strom aus Wasserkraft, so die Gemeinde. Das hatte viel Ärger gemacht und sogar dazu geführt, dass die E-Werke Mihla gänzlich vom Netz trennten. Mit Genehmigung der Kreisbehörde hatte die Gemeinde Mihla die abgetrennten Stromleitungen wieder reparieren lassen. Voraussetzung war jedoch, dass man sich zum Finden eines Kompromisses bereit erklärte. Dieser wurde schließlich gefunden, indem die Gemeinde einen Extratarif erhielt und keine weiteren Preiserhöhungen zugesagt wurden. 

Im Sommer 1921 begann der Ausbau des Sägewerkes von Wüstefeld und Kraft oberhalb des Mihlaer Bahnhofes. Ursprünglich hatte das Sägewerk komplett im Mihlaer Tal auf dem „Alten Feld“ gestanden. 

Fertiggestellt wurde bereits das große Dampfsägewerk. Gearbeitet wurde noch an einigen Wohnhäusern für die Arbeiter und Angestellten, sodass dort eine neue Wohnkolonie entstehen sollte. 


Fotografie des Sägewerkes von Wüstefeld und Kraft 1928 nach dem Umzug aus dem Mihlaer Tal auf den Mihlaer Viehrasen. 

Die Gemeinde lässt die Chaussee vom Bahnhof bis zum neuen Sägewerk ausbauen. Vor allem erhält das neue Werk einen eigenen Gleisanschluss, der Hauptgrund, weshalb man die Hainichwälder verlassen hatte. 

Die Zeitung schätzte weiter ein: Das Anlagekapital der Firma beläuft sich auf mehrere Millionen Mark. Für die Entwicklung Mihlas ist das neue Werk von großer Bedeutung. 

Lämmerhirt