Beliebte Wanderziele im Hainich und im Werratal und ihre historischen Erklärungen 

Antoniusherberge: An der einst belebten Passstraße über den Hainich richteten im 12. Jahrhundert Mitlieder der Antonius-Brüderschaft eine Herberge mit Klausur ein. Später entwickelte sich daraus eine Herberge. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts soll diese zu einer "Räuberhöhle" verkommen sein. Immer wieder verschwanden Reisende. 

Im Jahre 1568 stellten Polizeiaufgebote der umliegenden Dörfer den räuberischen Wirt der Herberge, Paul Vischering, auf frischer Tat. Er wurde, so die Legende, am „Galgenhuber“, nur wenige Meter vom Standort der Herberge entfernt, erhängt. Seit dieser Zeit verfielen die Gebäude. 

Barbara-Hager-Stein: An dieser Stelle im Lotzengrund bei Nazza befand sich der Hinrichtungsplatz des Gerichtes der Burg Haineck. Im Jahre 1681 wurde die aus dem zum Amt Nazza gehörige Einwohnerin von Neukirchen, die Witwe Barbara Hager, nach erfolgten Prozess und Schuldspruch öffentlich verbrannt. 

Alter Steinbruch: Schon seit dem Mittelalter nutzen die Dörfer rund um den Hainich die zahlreichen Kalksteinvorkommen. Im Mihlaer Tal wurden gleich mehrere Steinbrüche durch die Gemeinde Mihla angelegt. Um 1900 erwarb das Mihlaer Baugeschäft Schlothauer, einer der größten Steinmetzbetriebe der Region, mehrere dieser Steinbrüche. Der „Alte Steinbruch“ am Eingang des Mihlaer Tales ist der größte und wurde bis nach dem 2. Weltkrieg betrieben. 

Dreiherrensteine: Bitte auf die genauen Länderbezeichnungen achten! Königreich Preußen, seit 1815 Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (SWE), Herzogtum Sachsen-Gotha (HSG). Diese Grenzsteine erinnern an die Zeit der staatlichen Zersplitterung Deutschlands und insbesondere Thüringens, die bis 1918 anhielt. 


Einer der Drei-Herrensteine im Hainich. 

Eschenborn: Altes Forsthaus rechts an der Straße Ebenau-Creuzburg am Waldrand gelegen, zur Gemeinde Ebenau gehörig. In den 60er Jahren abgebrochen. Heute künden noch eine beheizbare Wanderhütte, Fundamente und eine Brunnenanlage von der einstigen Wohnstätte. 

Graues Schloss: Ursprünglich eine in der Werraniederung gelegene Wasserburg der „Herren von Mihla“ aus dem 13. Jahrhundert, seit 1535 durch die Mihlaer Linie der Familie von Harstall, die den Ort und den Rittersitz im Jahre 1436 erwarben, zum einzigen steinernen Renaissanceschloss in der Region umgebaut. 

Hölzerkopfhaus: Eines der ältesten und schönsten Fachwerkhäuser in Mihla, am Ende der Mühlgasse gelegen. Vermutlich wohnten hier die Werramüller. Die Mühle lässt sich bis zum Jahre 1248 urkundlich zurückverfolgen. Das jetzige Gebäude wurde nach den Zerstörungen des 30jährigen Krieges auf den alten Fundamenten neu errichtet. Der damalige Besitzer  namens Hölzerkopf kam durch die Kriegswirren nach Mihla. Die Familie Hölzerkopf lebte in vier Generationen im Ort und um ihren Namen und die sehr seltenen hölzernen Masken an der Giebelseite des Hauses rankten sich bald zahlreiche Sagen, die alle mit dem Beruf der Besitzer, Jäger und Barbiere, in Zusammenhang stehen. 

Hünengräber bei Scherbda: So werden mehrere Hügelgräber bei Scherbda und oberhalb von Freitagszella bezeichnet, die als Bodendenkmale ausgewiesen sind. Für unsere Vorfahren mussten eben „Hünen“ = Riesen diese Gräber angelegt haben. Tatsächlich entstanden sie in der Mittleren Bronzezeit (1600 – 1200 v. Chr.) Damals lebten Menschen, die Ackerbau und Viehzucht betrieben, auf den Höhenrücken entlang der Werra. Einer der Grabhügel oberhalb Freitagszellas wurde in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts begraben. Dabei konnten zahlreiche Schmuckgegenstände gefunden werden. 

Kindel: Eigentlich Künkel, großes Waldstück am östlichen Hainichrand. Hier richtete die Deutsche Wehrmacht einen großen Truppenübungsplatz und einen Notflugplatz ein. Beide Anlagen wurden nach dem 2. Weltkrieg durch die Sowjetischen Truppen übernommen und erst nach 1990 geräumt. Heute ist der Kindel eine der Kernzonen des Nationalparkes Hainich. 

Liboriuskapelle: Die kleine gotische Wallfahrtskirche liegt direkt neben der steinernen Werrabrücke bei Creuzburg (um 1225), der ältesten steinernen Brücke nördlich des Mains. 

Schon im 13. Jahrhundert war der Berghang oberhalb der Brücke (Flurbezeichnung „Wallstieg“) Ziel von Wallfahrten. Im Jahre 1499 errichtete man dann die heutige Kapelle, in der Liborius verehrt wurde. Diese Heilige galt als Schutzheiliger bei Steinleiden und tatsächlich soll das nahe der Kapelle geförderte Wasser der späteren Saline Wilhelmglücksbrunnen Linderung bei solchen Leiden geschafft haben!

Nach der Reformation gingen die Wallfahrten rasch ein. In der Kapelle hielt übrigens 1523 der ehemalige Mönch Hisoldius die erste evangelische Predigt der Region! 

Landtechnischer Anlagenbau (LTA) auf dem „Viehrasen“: Im Jahre 1919 erfolgte hier die erste Industriebebauung. Die Besitzer Wüstefeld und Kraft verlegten ihr Sägewerk aus dem Hainich (Standort „Altes Feld“) wegen des günstigen Bahnanschlusses zum „Viehrasen“. Nach dem 2. Weltkrieg entstand in den Gebäuden die erste Motoren- und Traktorenstation (MTS) der Region, aus der sich allmählich ein Betrieb für landtechnischen Anlagenbau entwickelte. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde dieser zum DDR-Kombinatsbetrieb und beschäftigte allein in Mihla etwa 300 Arbeitnehmer. 

Nach der „Wende“ brach der osteuropäische Markt rasch zusammen. Das Werk wurde privatisiert. Heute arbeiten dort noch etwa 40 Beschäftigte. 

Luderhütte: Kann ich keine Aussagen machen 


Historische Aufnahme des Forsthauses Eschenborn. 

Mihlberg: Eine der ältesten Siedlungen der Region (Namenswurzel Mihl - erinnert an die 775 beurkundete Siedlung „Milingen“, aus der sich später Creuzburg entwickelte. Der Name kann auch für Mihla kennzeichnend gewesen sein. 

Die Siedlung bestand im Mittelalter aus drei Höfen und gehörte mit der Sorga, dem Eschenborn, Buchenau, Hahnhroda und Freitagszella zur Gemeinde Ebenau. Diese wurde 1946 in Buchenau umbenannt und 1995 nach Mihla eingemeindet. 

Mihlberg selbst wurde in den 60er Jahren aufgelassen und liegt seither wüst. 

Rudolfs Au: In den 60er Jahren begannen die Natur- und Wanderfreunde Wilhelm Gräner und Rudolf Böttger aus Mihla im Mihlaer Tal Wanderwege anzulegen und Bänke aufzustellen. Ein Lieblingsplatz der beiden Urväter der Mihlaer Wanderbewegung waren Rudolfs Au, die Ausweitung des Mihlaer Tales kurz vor der Hartallswiese. Dort betrieb Rudolf Böttger in den Sommermonaten im Auftrage der LPG eine Tierhaltung. Von „Wilhelms Blick“, einem Aussichtspunkt am Rande des Tales, der vor Jahren durch den Mihlaer Heimatverein wieder begehbar gemacht wurde, bietet sich die schönste Aussicht in das Mihlaer Tal. 

- Wanderführer Jörg Rödel und Heimatverein Mihla -