Erinnerung: Creuzburg und Mihla vor 76 Jahren 

Die Ortsteile Creuzburg und Mihla des heutigen Amtes Creuzburg verbinden viele gemeinsame Entwicklungen. 

Ein ganz besonders trauriges Ereignis stellen dabei die Geschehnisse vor nunmehr 76 Jahren dar, als beide Orte zwischen dem 1. und 4. April 1945, in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges, zum sinnlosen Austragungsort von Kampfhandlungen zwischen den auf Thüringen vorrückenden Einheiten der 3. US-Armee unter General Patton und versprengten Einheiten der Deutschen Wehrmacht wurden. 

Im Ergebnis dieser Kämpfe fielen in Creuzburg und am Wallstieg mindestens zehn deutsche Soldaten und mehrere Angehörige der US-Streitkräfte, mehrere Zivilisten fanden den Tod und Creuzburg wurde weitgehend zerstört. Noch heute leidet das Stadtbild unter den damals entstandenen Baulücken. 

In Mihla fielen sieben deutsche Soldaten, etliche wurden verwundet. Fünf US-Soldaten mussten kurz vor Kriegsende mit ihrem Leben bezahlen, darunter der Unteroffizier Germain, dessen Frau mit dem zweiten Kind schwanger war. 

Während die gefallenen US-Soldaten in ihre Heimat gebracht wurden, findet man die Gräber der Wehrmachtsangehörigen auf den Friedhöfen in Creuzburg und Mihla sowie auf dem zentralen deutschen Soldatenfriedhof bei Hötzelsroda. 

Durch eine bei den in Gefangenschaft geratenen deutschen Offizieren gefundene Skizze der „Befestigungen auf dem Wallstieg“ wissen wir heute mehr darüber, was damals dort geschah: 


Diese Fotografie des späteren Kampfgebietes um die Werabrücke entstand im Herbst 1944. Die Gebäude rechts der Liboriuskapelle wurden damals zerstört. Foto im Museum im Mihlaer Rathaus. 

Danach konnten die Wehrmachtsoffiziere drei Panzerfahrzeuge auf der Höhe des Wallstieges konzentrieren, zwei davon waren sogenannte „Möbelwagen“, Panzer IV mit aufgebauter 3,7 cm Flak, sowie der inzwischen legendär gewordene „Kugelblitz“, ein völlig neuer Flakpanzer mit einem 2 cm Zwillingsgeschütz. Dieser modernste deutsche Flakpanzer wurde dann am Spatenberg bei Spichra eingesetzt und dort vernichtet. 

Neben den auf dem Brückenberg stehenden zwei „Möbelwagen“ berichtet die Skizze über sechs in die Stellung eingebaute schwere Maschinengewehre und weitere leichte MGs. 

Als Kampfkommandant wurde ein Hauptmann Kladik eingesetzt, der ähnlich wie Major Krenzer im benachbarten Mihla vom Wehrkreis befohlen wurde. Ihm zur Seite stand in Creuzburg ein Leutnant Kehr, in Mihla die Oberleutnante Walborn und Prokop. Kehr und Prokop sollten am 1. und 2. April den Tod finden. 


Creuzburg 1936. Gut zu erkennen sind die Werrabrücke, die Liboriuskapelle und der Wallstieg. Im Vordergrund die nur wenig bebaute Klosterstraße mit den Resten der Stadtmauer, Ortsarchiv Mihla. 


In einem von US-Kriegsberichterstattern gedrehten Film über die Einnahme von Gotha entdeckte der viel zu früh verstorbene Luftkriegshistoriker Eberhard Hälbig Aufnahmen, die den Kampf um Creuzburg zeigen. Hier schießt ein US-Flakpanzer auf deutsche Jagdflugzeuge, im Hintergrund die Creuzburg, Film im Museum im Mihlaer Rathaus. 

Das Wehrmachtskommando verfügte über einen Zug der Panzerjägerkompanie aus Mihla (ein weiterer wurde bei Spichra eingesetzt, restliche Soldaten verblieben in Mihla), über die Flakpanzer IV aus Ohrdruf und einige Soldaten, die aus versprengten Einheiten durch Feldgendarmerie zusammengestellt worden waren sowie über den Volkssturm aus Creuzburg und aus einigen Nachbarorten. 

Als sich am Nachmittag des Ostersonntags die ersten US-Panzer der Creuzburger Brücke näherten, eröffnete die Besatzung auf dem Brückenberg das Feuer. Was dann kam bedeutete den Untergang der Stadt Creuzburg, aber auch der Stellung auf dem Brückenberg. Ein Möbelwagen erhielt einen Volltreffer. Die Wrackteile zerstreuten sich über den Hang. 

Der deutsche Widerstand führte schließlich zum Beschuss Creuzburgs, wobei die gesamte Stadt in Flammen aufging und die Nikolaikirche, in der Munition gelagert war, explodierte. 

Um Mihla wurde noch bis zum 4. April gekämpft, auch hier führte der sinnlose Widerstand zu schweren Zerstörungen. So wurden allein drei Brücken im Ort gesprengt. 

Zu erinnern ist auch an die zahlreichen Angriffe von deutschen Piloten, die mit ihren Jagdmaschinen die Übergangsstellen der US-Streitkräfte bei Creuzburg und Spichra angriffen und am 2. und 4. April im radargeleiteten Abwehrfeuer der US-Flakbatterien zu Dutzenden den Tod fanden. 

Diese Ereignisse sollten nicht in Vergessenheit geraten und uns daran erinnern, dass der Erhalt des Friedens unser wichtigstes Gut ist. 

Rainer Lämmerhirt
- Bürgermeister -