Historischer Jahrestag: Vor 190 Jahren veränderte die Völkerschlacht bei Leipzig die gesamte europäische Politik

Vor 195 Jahren, vom 16. bis 18. Oktober 1813, tobte in und um Leipzig eine gewaltige Schlacht, die später unter den Namen der Völkerschlacht? allgemein bekannt wurde. In einem dreitägigen Ringen kämpften insgesamt 560 000 Soldaten aus beinahe allen europäischen Staaten. Napoleon konnte gemeinsam mit seinen französischen, italienischen und spanischen Einheiten Truppen aus dem Rheinbund zum Einsatz bringen, insgesamt 191 000 Mann. Ihm gegenüber standen drei Armeen der Verbündeten, darunter österreichische, preußische, russische, englische und schwedische Einheiten, zusammen 206. 000 Mann.

Szene aus der Völkerschlacht bei Leipzig. Preußische Reiter greifen französische Gardeinfanterie an, historisches Gemälde.

Nach dreitägigen blutigen Ringen musste Napoleon weichen. Vor allem der ungestüme Angriff der Russen und Preußen unter General von Blücher und das Überlaufen von Rheinbundtruppen aus Würtemberg und Sachsen brachte die Entscheidung. Die Verbündeten verloren 53 000 Soldaten und Offiziere, Napoleons Streitkräfte zählte 73 000 Gefallene und Verwundete, gut 35 000 Mann gerieten in Gefangenschaft.

Fluchtartig zog sich Napoleon das deutsche Gebiet. Dabei wurde Ende Oktober 1813 auch unsere Region Kampfgebiet.

Am 25. Oktober marschierten französische Truppen über Eisenach und Creuzburg in Richtung Westen. Napoleon selbst wechselte in Eisenach die Pferde und wäre beinahe durch preußische Husaren gefangen genommen worden.

Am 28. Oktober versuchte ein abgeschlagenes französisches Husarenregiment, von Langensalza über den Hainich kommend, den Durchbruch bei Neukirchen. Zwischen Neukirchen und Ütteroda kam es zu Kampfhandlungen mit verfolgenden russischen Kosaken und preußischen Truppern. Die Verbündeten machten über 400 Gefangene und noch lange Zeit gab es auf dem Friedhof in Neukirchen Franzosengräber?.

Preußische freiwillige Jäger greifen eine französische Einheit an. So könnte sich auch das Gefecht bei Neukirchen Ende Oktober 1813 abgespielt haben.

Zwischen Lauterbach und Mihla entstand in diesen Tagen ein französisches Heerlager. Geschwächte und kranke Soldaten biwakierten dort unter freien Himmel. Die noch marschfähigen Truppen zogen am 29. Oktober ab, die restlichen Soldaten kamen in Gefangenschaft. Sie hatten jedoch in den Dörfern der Region ein furchtbares Erbe hinterlassen: Das Nervenfieber Typhus.

In kürzester Zeit wurden allein in Lauterbach 132 Bewohner davon befallen, in Mihla gab es noch mehr Erkrankungen. Die Lage war so schlimm, dass die Kirchgemeinde einen Teil ihres Vermögens für den Kauf von Medikamenten zur Verfügung stellte. Trotzdem stellte sich ein Massensterben ein. Allein während der Weihnachtstage 1813 musste der damalige Pfarrer Köhler in Lauterbach 20 Personen beerdigen. Insgesamt verstarben an der Seuche in Mihla 92 Personen, in Lauterbach 35. Erst im März 1814 waren diese Schrecknisse überwunden.

Übrigens nahmen auch Einwohner aus unseren Dörfern an diesen Kämpfen teil. Vom Mihlaer Propel aus zogen sie im Frühjahr 11813 los. Nach alten Überlieferungen sollen Mihlaer auch bei den Lützower Jägern gestanden haben und von dort die schwarz- rot- goldene Begeisterung der Burschenschaften mit in unseren Ort gebracht haben, was schließlich 1848 zum Entsehen der Mihlaer Kirmesfahne führte.

Rainer Lämmerhirt

Mihla, 15.10.2008