Mihlaer Geschichte(n), Teil 2 

Wir fahren fort mit einem kleinen Überblick zur Geschichte unseres Heimatortes: 

Das Mihlaer „Rote Schloss“ entstand also nicht auf „wilder Wurzel“, sondern auf den damals noch vorhandenen Resten des Mainzer Wirtschaftshofes. 

Mihla entwickelte sich schon im 13.Jahrhundert zu einem Zentrum in der Region des mittleren Werratales.

Die Lage am schiffbaren Flusslauf und an mehreren wichtigen Handelsstraßen, die zentrale Kirche, der Sitz einer wichtigen Adelsfamilie und der Mainzer Wirtschaftshof führten zur Begründung eines mittelalterlichen Marktes, der im Jahre 1248 auch urkundliche Erwähnung fand. Die Mainzer Heberolle dieses Jahres nannte neben einer Mühle auch eine Münzstätte, in der im Auftrage des Erzbischofs Brakteaten geschlagen wurden. Lange Zeit galt diese Mihlaer Münzstätte in der Literatur als nicht bestätigt, inzwischen konnten auch Beischläge zugeordnet werden. 

 

Einer der Brakteaten, der inzwischen der Mihlaer Münzstätte zugeordnet wird, Foto Dr. Wild.

 

 

Nach dem Aussterben der Herren von Mihla und dem mehrfachen Verkauf des Ortes und des Burgsitzes erwarben im Jahre 1436 die Herren von Harstall, eine aus dem Hainich stammende Altadelsfamilie, Mihla. Nach der Belehnung durch den Wettiner Landesherren saß die Familie, die sich in mehrere Linien spaltete, bis 1945 als Lehns- und Gerichtsherren im Ort.

Sie ließen neben ihrem Stammsitz, der alten Kemenate, zwei weitere Schlösser errichten. Das 1581 fertig gestellte „Rote Schloss“ zählt heute zu den schönsten und größten Fachwerkschlössern Westthüringens.

Die Kemenate in der Werraniederung wurde bis 1536 zum „modernen“ Schloss umgebaut, dem heutigen „Grauen Schloss“. Später entstand ein Seitenflügel, als „Blaues Schloss“ bezeichnet, der bereits 1832 abgerissen wurde. 

Mihlaer Geschichte(n), Teil 2 

Eine der ältesten erhaltenen Fotografien des „Grauen Schlosses“, der Kemenate der Herren von Mihla, zeigt die älteste Westseite des Gebäudes, Foto um 1890. 

Das Dorf Mihla entwickelte sich in diesen Jahrzehnten zu einem regionalen Zentrum an der mittleren Werra. Der Wüstungsprozess in der zweiten Hälfte des 14.Jahrhunderts hatte viele der umliegenden Kleinsiedlungen betroffen und führte dazu, dass die Bevölkerung in den größeren Orten rasch anwuchs. In Mihla, das zu dieser Zeit mit einer umlaufenden Mauer mit vorgelagerten Gräben befestigt war und über drei Tore verfügte, entstanden „in den Gräben“ neue Bauernhöfe und die „Neustadtstraße“ (für neue (Hof)stätten) wurde angelegt.

Auf dem Marktplatz und dem „Kleinen Markt“ wurden regelmäßige Jahrmärkte abgehalten. 

Der Wohlstand der Gemeinde zeigte sich auch in der Ausstattung der St. Martinskirche, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts drei Altäre besaß. Um 1490 entstand der bekannte Mihlaer Schnitzaltar, die Arbeit einer Erfurter Werkstatt, als fromme Stiftung der Herren von Harstall. Die Mihlaer St. Martinskirche war als Tauf- und Begräbniskirche religiöses Zentrum der Region.

In der Reformationszeit gingen die Herren von Harstall und der von ihnen berufene Pfarrer schon sehr früh zum neuen Glauben über. Bereits 1521 wurde in Mihla die Predigt evangelisch gehalten. In der Folge brachten gerade Mihlaer Pfarrerfamilien auch einige bedeutsame Persönlichkeiten hervor. Neben der Familie Cotta, die im 16.Jahrhundert zwei Pfarrer im Ort stellte, muss dazu vor allem Ernst Christoph Homburg, 1607 im Mihlaer Pfarrhaus geboren, gerechnet werden. Er studierte in Wittenberg Rechtswissenschaften, lernte in den Niederlanden und arbeitete schließlich als Gerichtsaktuar in Naumburg an der Saale. Seine Dichtungen und Kirchenlieder machten Homburg weithin bekannt und noch heute werden seine Lieder gesungen. Er gilt als einer der talentiertesten Lyriker des 17. Jahrhunderts.

R. Lämmerhirt 

 

 

 

 

Mihla,22. 03. 2017