Wohngebiete damals und heute 

In der Gemeinde Mihla wird zurzeit darüber diskutiert, ob, wie und wo ein neues Wohnbaugebiet eingerichtet werden könnte. Das Wohngebiet "Bei der Lehmgrube" ist inzwischen vollständig an Bauwillige vergeben, die letzten Wohnhäuser werden wohl im Verlauf dieses Jahres errichtet. 

Damit hat Mihla bereits sein viertes in sich geschlossenes Wohngebiet abgeschlossen. Zu DDR-Zeiten entstanden die Wohnhäuser am Maßholder Weg und am Artweg. Hinzu kam der Siedlungskomplex mit den Wohnblöcken am Hainberg.  Bereits früher, in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, gab es erste Versuche über den damals besiedelten Ortsrand hinaus die Möglichkeiten neuer Siedlerhäuser zu schaffen. 

Die Spuren dieses Wohngebietes, welches dann ab dem Jahre 1928 bis in die Mitte der 30er Jahre "in der Teichwiese", einem südlich der Lauter im Unterdorf liegenden Bereich, in dem mehrere Lehmgruben der hiesigen Ziegeleien, Gärten und Wiesen vorhanden waren, entstand, sind heute beim genaueren Betrachten der dortigen Wohnhäuser noch gut erkennbar. Als neue Straßenzüge entstanden die heutigen Straßen "Am Cuxhof", die "Rosenallee" und die "Wiesenstraße", in deren Namen man noch unschwer die alte "Teichwiese" erkennen kann. Allerdings gab dieser Name gleich zu Beginn der Erschließung Anlass zu Problemen, denn das gesamte Areal erwies sich als sehr feucht und von vielen kleinen Quellen durchdrungen. Einige mussten gefasst werden und die älteren Leser erinnern sich sicher noch an den Brunnen, der an der Kreuzung Wiesenstraße zur heutigen Schulstraße daraus gespeist wurde.

Einige ältere Wohnhäuser aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts existierten bereits, in der Wiesenstraße und der Schulstraße, dort gab es sogar ein kleines Sägewerk und eine große Scheune der "Druschgenossenschaft" Mihla, in der eine Lokomobile, eben zum Antrieb der Dreschmaschine, untergebracht war. 

  
Mit dem Beginn des Neubaus der Mihlaer Schule "Im Bachhof" in der zweiten Hälfte der 30er Jahre wurde aus der unteren Teichwiese dann die Schulstraße. Blick in die heutige Wiesenstraße. Rechts eines der typischen Siedlungshäuser in diesem Bereich. Einige Wohnhäuser in der Wiesenstraße sind allerdings älter und entstanden bereits in der Kaiserzeit. 

Mit der Neuanlage der heutigen Rosenallee im westlichen Bereich und der beidseitigen Bebauung kam die Gemeinde Mihla der damals drängenden Nachfrage nach neuem Wohnraum nach. Fehlender oder sehr beengter Wohnraum war in den 20er Jahren ein großes Problem und durch die Initiative des SPD-Bürgermeisters Hörschelmann, ein früherer Landrat, und durch die günstigen Rahmenbedingungen durch Förderprogramme des Staates wurde das Vorhaben im Jahre 1928 immer wieder im Gemeinderat besprochen und schließlich auf den Weg gebracht. Bauwillige gab es ausreichend! 

In den Akten der Bauausschusssitzungen der Jahre 1928 bis 1932 werden folgende Namen genannt, die Interesse am Bau im neuen Wohngebiet bekundeten: Karl Rollberg und Adam Lippold, jener wurde dann von Gustav Meyfarth abgelöst, Gustav Fichtel und Erich Stahlbock, Wilhelm Schneider, Wilhelm Ullrich, Heinrich Meng und Albert Meng, weiter Artur Moschkau, Emil Vogt, Karl Wiener, Wilhelm Fehr, Karl Andreß und Erich Ullrich. Nicht alle dieser Bauwilligen errichteten ihre Wohnhäuser dann an der "Teichwiese", aber die meisten dieser Namen sind heute noch bekannt. 

1929 diskutierte man dann im Bauausschuss, ob eine weitere Ausbeute der einen Lehmgrube (später als "Delle" bekannt, noch machbar sei oder ob dadurch nicht die Errichtung der südlichen Häuserfront an der "oberen Teichwiese“ in Gefahr geriet. Die Lehmgrube wurde schließlich weiter genutzt und ist den älteren Lesern sicher noch als winterliche Schlittenfahrstrecke in Erinnerung. 


Trotz der vielen baulichen Veränderungen in den Jahren seit der Entstehung des Wohngebietes sind die damals festgelegten Richtwerte noch erkennbar: 6 Meter breite Straße, 3 Meter breite Gehwege mit Bepflanzung zur Straße hin und die immer wieder angemahnte Doppelhausbebauung. Blick 2018 in die Rosenallee. 

1930 erfolgte schließlich die Aufstellung eines Bebauungsplanes für die obere und untere Teichwiese (heute Rosenallee und westliche Schulstraße). Er sah neben den etwa jeweils 400 Quadratmeter großen Baugrundstücken das Anlegen einer 12 Meter breiten Straße im oberen Bereich vor. Bürgermeister Hörschelmann hatte hier seine Vorstellungen durchsetzen können; die Straße sollte auf 6 Meter Breite angelegt werden, hinzu kamen jeweils zwei drei Meter breite Gehwege, die zur Straßenseite hin eine Grünfläche für eine spätere Bepflanzung mit Bäumen vorsah. So entstanden die späteren "Rosenbäume", die der Straße dann den heutigen Namen geben sollten. 

Ab 1929 schaltete sich der Staat, die damalige "Weimarer Republik" unter Kanzlerschaft des SPD-Mannes Müller verstärkt in den sozialen Wohnungsbau ein. Davon profitierten auch die Mihlaer Bauwilligen. Nach den vorliegenden Unterlagen kamen in Mihla allein 1929 21. 0000 Reichsmark an Staatsdarlehen für die Bauwilligen zum Einsatz, die über die Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft "Gagfach" vergeben wurden. Das Bauland musste für 1,50 Reichsmark je Quadratmeter gekauft werden. Bei Baubeginn wurde das jeweilige Darlehen ausgezahlt und mit einem Prozent Zinsen versehen. 

Die Gemeinde legte zudem viel Kraft darauf, dass Doppelhäuser entstanden, wodurch weitere Baukosten gespart werden konnten. Dies ist zumindest bis zum Jahre 1933 gelungen und prägt noch heute den westlichen Bereich der Rosenallee. 

1932 war Bürgermeister Hörschelmann bei der Ausübung seiner Funktion als Baupolizist am Markt von einem Mihlaer Bürger tätlich angegriffen und schwer verletzt worden. Er verstarb an diesen Folgen bereits ein Jahr später. Dann aber waren in Mihla bereits andere politische Verhältnisse eingezogen und auch das Wohngebiet an der Teichwiese wurde im östlichen Bereich nur noch an einigen Stellen fortgeführt. Heute erschließt sich hinter diesem Wohngebiet bereits das nächste Neubaugebiet "An der Lehmgrube"... 

- Ortschronist -