Vor 75 Jahren: Die deutsche Wehrmacht leistet in Mihla Widerstand - Teil 1 

An den Ostertagen des Jahres 1945 kam es an der Werra zu Kämpfen zwischen rasch aufgestellten deutschen Kampfgruppen und den von Hessen von der Autobahn vorstoßenden US-Einheiten der 4. Panzerdivision und der 65sten Infanteriedivision sowie deren Unterstützungsgruppen. 

Auf deutscher Seite waren auf Befehl des Wehrbezirkskommandos Kassel und der Gauleitung Thüringen, Gauleiter Fritz Sauckel war dazu Ende März an die Werra geeilt, Vorkehrungen getroffen worden, die US-Truppen an der Werra aufzuhalten. Dieser sinnlose und letztlich verbrecherische Plan sollte in der Folge zwischen dem 1. und 5. April etwa 300 deutschen und 50 US-Soldaten das Leben kosten, weitaus mehr wurden verwundet! 

Sinnlos und verbrecherisch waren die deutschen Pläne auch deswegen, weil die Überlegenheit an gut ausgebildeten Kampftruppen, vor allem aber an Material mehr als überwältigend war. General Pattons 4. Panzerdivision verfügte in ihren drei Panzerbataillonen allein über gut 160 Panzer. Meist von Typ Sherman. Hinzu kamen unzählige Schützenpanzer und Transportfahrzeuge sowie dutzende Jeeps. 

Auf deutscher Seite wurde die in Eisenach stationierte Panzerjäger-Ersatz- und Ausbildungsabteilung 9 zur eigentlichen Kerntruppe. 

In ihren Stamm- und Ausbildungskompanien verfügte sie über einige moderne Hetzer-Jagdpanzer. Die in Mihla im Quartier liegende Ausbildungskompanie unter Oberleutnant Walborn hatte zum Beispiel am 2. April 1945 drei Hetzer, einen Panzer IV und einige meist veraltete Panzerabwehrkanonen im Bestand. 

Diese „Kampftruppe“ kam mit ihren Zügen in Spichra, Creuzburg und Mihla zum Einsatz. Hinzu kamen eiligst herangeführte Flakpanzer aus Schulen in Thüringen und vom Truppenübungsplatz Ohrdruf hinzu. Mindestens drei Flakpanzer, darunter ein moderner „Kugelblitz“, wurden bei Spichra und auf dem Wallstieg in Creuzburg in Stellung gebracht. Unteroffiziersschulen, Fähnrichschulen und Volkssturm sowie wenige versprengte Kampftruppen vervollständigten dieses letzte Aufgebot. 


Die verantwortlichen Offiziere der in Mihla im Quartier liegenden Ausbildungskompanie der Panzerjäger-Ersatz- und Ausbildungsabteilung 9 während einer Übung am Mihlaer Bahndamm Mitte März 1945: Links Oberleutnant Heinz Prokop, Zugführer, rechts der Kompaniechef und Kampfkommandant von Mihla, Oberleutnant Walborn, Sammlung Walborn, Museum Mihla. 

Je nachdem welche Offiziere an der Spitze der Einheiten standen, ob fanatische „Untergangskrieger“ oder sich der Situation verantwortungsvoll bewusste Männer, dies entschied darüber, ob und wie gekämpft wurde. So entschied sich das Schicksal von Hörschel und Spichra, aber auch von Creuzburg. 

Über die Vorgänge in Mihla sind wir inzwischen gut informiert. Als Quellen liegen die Berichte der deutschen Offiziere Krenzer und Walborn vor, der viel zu früh verstorbene Eberhard Hälbig konnte die Kriegstagebücher der 4. Panzerdivision und des 259sten US- Infanterieregiments auswerten, Zeitzeugenberichte von deutschen Soldaten, Einwohnern und auch von US-Soldaten vervollständigen das Bild. 


Obergefreiter Franz Röther, fuhr einen Hetzer-Panzer im Gefecht bei Hahnroda und entkam schwerverwundet. 


Grabstein für Unteroffizier Martin König, der zusammen mit zwei weiteren Soldaten im Hetzer bei Hahnroda starb, Friedhof Mihla. 

Auf deutscher Seite fanden am 1. April Soldat Ludwig Simon (22 Jahre), Gefreiter Robert Grom (18 Jahre) und Unteroffizier Helmut Dörfel (33 Jahre) den Tod. Simon und Grom fielen am Viehrasen während eines Gefechtes über die Werra hinweg, Dörfel fand an der Straße nach Scherbda den Tod, als ein völlig sinnloser Spähtrupp in das Sandholz hinein unternommen wurde. Von neun daran beteiligten Soldaten kehrten drei zurück. Diese berichteten, dass zwei weitere Kameraden gefallen seien, der Rest geriet in Gefangenschaft. 

Am 2. April befahl Major Krenzer als Abschnittskommandeur einen Gegenstoß mit drei Hetzern in Richtung Mihlberg, um den über die Creuzburger Pontonbrücke seit dem Mittag übergesetzten US-Panzern in die Flanke zu fallen. Der Vorstoß endete mit dem Gefecht bei Hahnroda. Die deutschen Panzer stießen auf die Flankensicherung der US-Panzer. Diese schossen den Spitzenpanzer ab. Dabei fanden Oberleutnant Heinz Prokop (32 Jahre), Unteroffizier Martin König (31 Jahre) und Obergefreiter Rudolf Vogel-Kresse (22 Jahre) den Tod, der Panzerfahrer Franz Röther konnte schwerverletzt entkommen. 

Während die US-Truppen über Neukirchen zur Autobahn vorstießen blieb Mihla, bis auf Artilleriebeschuss, weitgehend unbehelligt. 

Allerdings hatte man am 3. April zwei der noch vorhandenen Hetzer-Panzer abgezogen. Sie kamen bis Oppershausen. Dort sprengten die eigenen Besatzungen die Fahrzeuge und beendeten dadurch für sich den Krieg. 

In Mihla wurde der Ort durch Befehl des Kampfkommandanten Oberleutnant Walborn weiter in Verteidigungszustand gehalten. 

Fortsetzung folgt 

- Ortschronist Mihla -