Mundartliche „Spitznamen“ in und um Mihla 

„Propelärsche“:
Sicher entstand es einst als Schimpfwort für die Mihlaer und sicher nicht in Mihla. Aber hier ist es schon lange kein solches mehr. Es gibt eben nur den einen Propel und nicht jeder kann um ihn herum wohnen, eben ein Propelarsch sein! 

Propel kommt, für die, die es nicht wissen, aus einer mundartlich abgeleiteten Form vom „Brachbühl“ und diese Bezeichnung bedeutet Gerichtsplatz, Brechen, den Stab brechen, also ein Urteil fällen, und „Bühl“ als mittelalterliche Bezeichnung für Platz. Der Mihlaer Propel war im 13. Jahrhundert urkundlich nachweisbarer Gerichtsplatz der Landgrafen von Thüringen, später dann Festplatz der Gemeinde und ist heute noch ein wichtiger Bestandteil der Kirmestradition. 


Die Mystik des Mihlaer Propels mit seinen uralten Linden kann man noch heute gut erahnen. 

Ja, und so feiern die Propelärsche, die Anwohner rund um den Hügel, jährlich ihr Straßenfest hoch auf dem Platz, unter den schattigen Linden und weit weg von jeglichem Trubel des geschäftigen Dorfes. Eine Unterbrechung wird es wohl in diesem Jahr geben, bedingt durch die Pandemie. 

Wer übrigens dazu gehört, dass legen die Propelärsche selbst fest. Vielleicht gibt es bald auch Propelärsche ehrenhalber? 

„Schwinsmarkt“:
Diese Bezeichnung meint einen den alten Mihlaern gut bekannten Platz „Auf dem Eisfeld“ in Mihla, unmittelbar neben dem Gebäudekomplex des „Roten Schlosses“. 

Auf Mihl`sch bedeutet es wohl „Schweinemarkt“. Da ein an diesem kleinen Platz befindliches früheres Bauernhaus über Jahrzehnte verfiel, bis es abgerissen wurde, bekam der Name eine ganz andere Bedeutung: Es sah eben wegen der Bauruine und dem völlig verwahrlosten Grundstück aus wie „bei den Schweinen“… 

Das hat sich inzwischen völlig verändert. Der neue Eigentümer hat den Platz enorm aufgewertet und allmählich geht die Bezeichnung „Schweinemarkt“ verloren und wird durch den netten Namen „Eisfeldpark“ ersetzt. 

Die eigentliche Bezeichnung „Schwinsmarkt“ bezieht sich auf einen tatsächlichen Markt. Das Gebiet um das „Rote Schloss“ gehört zu einem zweiten Ortskern Mihlas. Schon im 13. Jahrhundert wird ein Mainzer Tafelgut in Mihla genannt, zu dem damals etwa 40 Höfe zählten. Diese bildeten die kleine Siedlung rund um das „Eisfeld“ und die Eisfeldstraße, durch die Lauter vom übrigen Dorf Mihla, welches sich um die Kirche und das „Graue Schloss“ entwickelte, getrennt. 

„Die Kröpf“ für Creuzburger:
Eine aus dem letzten Jahrhundert bekannte wenig schmeichelhafte Bezeichnung für die Creuzburger. Die tatsächliche Ableitung ist unbekannt, meint aber wohl „einen dicken Hals“ bekommen, also umgangssprachlich so zu reagieren. Andere Erklärungen sind gern gesehen! 

„Die Erwische“ für Frankenroda:
In neuerer Zeit werden die Frankenrodaer oft als „Erwische“ bezeichnet. Der Erwisch ist ein Frankenrodaer Fabeltier, wobei es sich um Vögel handelt, die rückwärts fliegen und nur nachts aus ihren Quartieren an der Werra kommen. Insbesondere tauchen sie bei Nebel auf, und der bildet sich in der Flussaue häufig. Der Frankenrodaer Bierbrauer Wolfgang Langlotz wurde durch sein „Erwischbier“ bekannt, welches heute noch angeboten wird. 

Weitere Bezeichnungen ohne Erklärungsversuche: 

Treffurt: „Sperrrachen“
Scherbda: „Die Hanghühner“, sicher wegen der Hanglage des Dorfes
Heyerode: „Die Zackermänner“

Rainer Lämmerhirt