125 Jahre Turnsport in Mihla  In diesem Sommer steht dem Mihlaer Sportverein ein außerordentliches Jubiläum bevor:Vor genau 125 Jahren, im Juli 1881, wurde mit dem Turnverein Mihla der erste Verein gegründet, der sich in seinem Turngesetz und seiner Satzung dazu verpflichtet sah, seinen mitgliedern Gelegenheiten zu schaffen, Turnübungen durchzuführen.  Statuten des Turnvereins 1881 aus Mihla, Originaldokument aus dem Mihlaer Ortsarchiv mit dem Wappen des Vereins, welches auch auf dem Siegel geführt wurde. Der heutige Sportverein Mihla sieht sich in der Tradition dieses Vereins und beabsichtigt daher auch, das Jubiläum sportlich zu begehen.Später kam noch die "Turnerschaft Mihla" hinzu. 1912 gründete sich ein weiterer Sportverein, der Sportclub 1912", ein Arbeitersportverein, der der damaligen SPD nahe stand.Zwischen den drei Vereinen gab es immer wieder Reibereien und Auseinandersetzungen. Bedenkt man, dass zu diesen drei Vereinen noch ein Schwimmverein und ein Radfahrverein hinzu kamen, so kann man sich gut vorstellen, welchen Stellenwert der Sport in Mihla spielte! Die "Statuten" des Turnvereins 1881, also die erste Satzung eines Mihlaer Sportvereins, wurde im August 1882 errichtet und dem zuständigen Amtsgericht zur Genehmigung vorgelegt. In 32 Paragraphen und dem "Turngesetz" regelten die Statuten alle Rechte und Pflichten der zahlreichen Mitglieder, legten den Vereinszweck fest und beschrieben die Aufgaben des Vorstandes. 1. Vorsitzender 1882 war Wilhelm Gottfried Lerp. Heinrich Stötzel arbeitete als Turnwart und Friedrich Schreiber als "Säckelwart". Übrigens betrug der Jahresmitgliedsbeitrag damals 1 Mark und 50 Pfennig. Am 7. März des Jahres 1910 trafen sich nach vorhergegangenen Auseinandersetzungen (immer wieder waren Mitglieder vom jeweils anderen Turnverein abgeworben worden) die Vorstände der Turnerschaft Mihla und des Turnvereins 1881 im Gasthof "zum Mohren", um über Festlegungen der zukünftigen Zusammenarbeit zwischen den Vereinen zu reden und diese auch schriftlich festzuhalten. Der Versuch endete erfolgreich. Im Protokollbuch beider Vereine wurde gleich lautend festgeschrieben, unter welchen sehr schwierigen Bedingungen ein Vereinswechsel überhaupt möglich sein sollte.  Bestätigung der neuen Satzung des Turnvereins 1881 vom 1. August 1931 durch den Vorstand mit Siegel der Deutschen Turnerschaft, Siegel des Turnvereins 1881 und dem Gemeindesiegel. Der damalige Bürgermeister Hörschelmann unterschrieb und genehmigte das neue Statut, Ortsarchiv Mihla. Im Jahre 1931, also im 50sten Jahr seines Bestehens, gab sich der Turnverein 1881 eine neue Satzung. Diese regelt in nunmehr 26 Paragraphen die Gesetze des Vereins. Ein "Turnerrat" war für die Vereinsarbeit verantwortlich, wichtige Entscheidungen hatte die Mitgliederversammlung zu tragen. Der Verein war Mitglied der "Deutschen Turnerschaft". Der "Eintrittsbeitrag" betrug 1,50 Reichsmark. Im Paragraph 17 wurden die Aktivitäten des Vereins aufgezählt. Männerturnen, Frauenturnen, volkstümliche Sportübungen und Spielen(Handball). Die neue Satzung wurde am 1. August 1931 verabschiedet. 1. Vorsitzender war der Kaufmann K. Breitbart, 2. Vorsitzender der Schumachermeister Adam Eisenbrand., Zeugwart Willi Cott, 1. Turnwart Albert Fehr und Frauenturnwart Erich Nickol.  Schauturnen des Turnvereins Mihla 1881 Anfang der 30er Jahre am Werraufer. Der Verein wurde mit dieser Satzung am 6. November 1931 in das Vereinsregister eingetragen. Alle diesbezüglichen Unterlagen einschließlich der Mitgliederlisten von 1904 und 1931, befinden sich im Ortsarchiv der Gemeinde Mihla. Erhalten hat sich auch ein Versicherungsschein für die damalige Turnhalle auf dem "Dorfgarten". Diese ehemalige Kantine, die für den Eisenbahnbau 1907 nach Mihla gekommen war und dann später auf dem Propel Aufstellung erfuhr, wurde vom Turnverein erworben und auf dem damals zum Grauen Schloss gehörigen Dorfgarten (eigentlich "Darrgarten" für das Dörren von Flachs) aufgestellt.Vor allem im Winter fanden dort die Turnübungen des Vereins und so manche Geselligkeit statt. Viel lieber nutzte man allerdings den Turnplatz auf dem Propel oder die Turngeräte am Werraufer gegenüber dem Werrabad.Der Versicherungsschein vom 17. Juli 1931 bei der Thüringer Landesversicherungsanstalt bezeichnet die Turnhalle auf Betonpfeilern stehend und nennt einen Versicherungswert von 2900 Reichsmark. Der 1931 mit neuer Satzung versehene Turnverein 1881 blieb allerdings nicht lange bestehen. Mit der Gleichschaltung durch die Naziregierung im Jahre 1934 verlor er seine Selbständigkeit und ging dann wie auch alle anderen Vereine in die nationalsozialistische Sportbewegung über.  - Ortschronist R. Lämmerhirt -    Mihla,20.02.2006