Geheimnisse des Mihlaer Eisfeldes?

Schon immer rätseln Historiker um den Flurnamen Eisfeld?. Nicht nur in Mihla gibt es eine

solche Bezeichnung, das Eisfeld? oder die Eisfeldstraße? kommt auch in anderen Orten vor. Schon in unserer Nachbarstadt Creuzburg gibt es ein Eisfeld, aber auch in Jena oder Weimar

und in vielen anderen kleineren Dörfern warten Namensbezeichnungen dieser Art auf eine Er-

klärung.

Der langjährige Mihlaer Ortschronist Emil Felsberg wollte die Namensgebung mit Eichsfeld?

begründen und glaubte, dass an dieser Stelle eine sehr frühe Rodung zur Nutzbarmachung der

Feldflur stattgefunden habe.

Diese Erklärung ist eben wegen des häufiger vorkommenden Namens nicht anzunehmen.

Richtig erscheint aber, dass das Gebiet südlich der Lauter oder des Sandbaches schon sehr früh

besiedelt wurde, wie erst unlängst angeschnittene Wohnflächen aus der Steinzeit und dem

frühen Mittelalter (im Wohngebiet Bei der Lehmgrube?, wir berichteten bereits darüber).

Schaut man sich das Siedlungsareal um das Eisfeld anhand der Flurkarte an, dann verweisen

der Verlauf der Straßen bzw. Gassen und die Platzgestaltung auf eine alte Siedlungsfläche.

Zu beachten ist auch die Nähe zum Roten Schloss, welches in seiner heutigen Form zwar erst im 16. Jahrhundert erbaut wurde, aber, wie vor wenigen Wochen bauarchäologisch nachgewiesen wurde, auf einer älteren Anlage eines herrschaftlichen Wirtschaftshofes errichtet wurde. Letztlich vermutet man an diesem Standort den in schriftlichen Mitteilungen des 13. Jahrhunderts genannten Verwaltungshof des Mainzer Erzstiftes.

In diese Richtung zu deuten ist auch eine Erkenntnis der Forschung, die sich unlängst mit der

Siedlungsgeschichte der Stadt Weimar, einer bis in germanische Zeit zurückgehende Siedlung,

beschäftigte.

Archäologen legten südlich des Eisfeldes? in Weimar mehrere Grubenhäuser frei. Die mit Öfen ausgestatteten Häuser und die darin gefundene Keramik lassen auf eine Siedlung des 1.. Jahrhunderts schließen. Nach Auffassung der Forscher ist das angrenzende Eisfeld? als eine alte Gerichtsstätte anzusehen, deren Ursprung noch vor der Stadtentstehung liegt- Ähnliche Verhältnisse wurden unlängst auch in Görmar bei Mühlhausen und in Berga im Kyffhäusergebiet vorgefunden.

Bezieht man diese Aussagen auf die Situation in Mihla, dann erscheint die bereits vor Jahren ausgesprochene Vermutung nahe liegend, dass unser Ort aus mehreren Wurzeln entstanden

ist. Die Trennlinie zwischen dem eigentlichen Mihla? mit Kirche und Herrensitz (Graues

Schloss) bildete der Sandbach.

Schon in der Mainzer Urkunde aus dem Jahre 1248 werden 40 Hofstätten genannt, die zum Mainzer Wirtschaftshof in Mihla gehörten. Vielleicht sind hiermit die Bauernhöfe rund um das Eichsfeld, direkt neben dem Wirtschaftshof gemeint, die in der Gerichtsbarkeit auch nicht den

Herrn von Mihla?, sondern dem Mainzer Vögten unterstanden? Noch in den 60er Jahren des

14. Jahrhunderts werden solche Rechte der Mainzer Erzbischöfe im Ort genannt.

Auch die von den Forschern vermutete Nähe zwischen Gerichtsstätte und Kirche lässt sich

vielleicht damit erklären, dass im Bereich des Wirtschaftshofes durchaus eine Kapelle vor-

handen gewesen sein kann. Oder vielleicht wurde die Mihlaer St .Martinskirche in früher Zeit

bereits zum vereinenden Element? der Mihlaer Ursiedlungen?, die sie gewissermaßen im Glauben vereinte?

Sicher sind das noch viele Fragen, aber über die frühere besondere Bedeutung des Gebietes

um das Mihlaer Eisfeld, die bisher nur durch Grabungsfunde sichtbar wurde, kann nunmehr nach den Versuchen der vergleichenden Forschung zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen grundsätzlich kein Zweifel mehr bestehen.

Das Mihlaer Rote Schloss liegt nicht nur an der Eisfeldstraße, das Eisfeld als früherer eigener Gerichtsbezirk und der Vorgängerbau des Schlosses, der Mainzer Fronhof, bildeten im Mittelalter eine Einheit und einen der Siedlungskerne des Ortes.

Die hier abgebildete alte Treppe verläuft heute nirgends wohin, gehört zum Vorgängerbau des Roten Schlosses.

Die Anlage der Straße und des Platzes Auf dem Eisfeld? in unmittelbarer Nähe zum Roten

Schloss, einen wohl mittelalterlichen Mainzer Wirtschaftshof, sowie die auf dem Eisfeld immer wieder gemachten Grabungsfunde lassen vermuten, dass es sich hier um eine der frühen

Besiedlungswurzeln Mihlas handelt.

-Rainer Lämmerhirt-

Mihla 28.05.2009