Historisches: Vor 200 Jahren, im März 1813, begannen die "Befreiungskriege" gegen Napoleon.

 

Zweihundert Jahre Deutsche Befreiungskriege ? ein besonderes Jubiläum

Von Torsten Gieß, Wutha/Farnroda

Teil 1

Vor 200 Jahren befreite sich das deutsche Volk von der napoleonisch-französischen Fremdherrschaft. Auch die Dörfer unserer Gemeinde waren von den damaligen Ereignissen auf dramatische Weise betroffen. Das 200. Jubiläum soll deshalb  Gelegenheit sein, auf die Ereignisse von damals auch in unserem Amtsblatt hinzuweisen.

Die Kriege Napoleons führten bis 1807 dazu, dass alle deutschen Staaten mehr oder

weniger Vasallenstaaten Napoleons wurden oder unmittelbar Frankreich angegliedert wurden. Für uns heute unvorstellbar ist, dass die heutige Thüringische Landeshauptstadt Erfurt zwischen 1807 und 1813 eine französische Stadt inmitten formal unabhängiger Vasallenstaaten war. Durch Kriegskontributionen, Ausplünderung des Landes, Einquartierungen und der Zwangsrekrutierung  junger Männer aus unserer Heimat wurde großes Leid und große Not über unser Land gebracht. Unter großen Opfern der Bevölkerung konnte mit russischer Unterstützung in den Jahren 1813 und 1814 die Befreiung Deutschlands von der napoleonisch-französischen Fremdherrschaft und den damit verbundenen Kriegsdrangsalen erreicht werden. Die Haltung der deutschen Fürsten in dieser Zeit war sehr widersprüchlich. Die meisten deutschen Fürsten standen noch im Oktober 1813 offiziell an der Seite Napoleons, so dass die Befreiungskriege nicht selten ein Kampf  nicht nur zwischen Deutschen und Franzosen, sondern auch ein Kampf zwischen Deutschen und Deutschen war. Einige Facetten dieser für die deutsche Geschichte bedeutsamen Zeit sollen nun in unserem Amtsblatt etwas näher beleuchtet werden.

Soldaten des Regiments "Herzöge von Sachsen", das 1812 in Russland vernichtet wurde: Links Weimarer Jäger und Offizier, Mitte Infanterist aus Gotha und Offizier, Rechts Offizier und Grenadier aus Coburg, nach R. Knötel.

Zu den bemerkungswerten Geschichten aus dieser Zeit wird die Geschichte des aus dem Marschbataillon des ?Regiments der Herzöge zu Sachsen hervorgegangenen 1. Thüringer

Bataillons (auch Thüringer Jägerbataillon genannt) im Jahre 1813.

Geschichte des 1. Thüringer Bataillons im Jahre 1813

Nach der Niederlage der preußisch-sächsischen Armee 1806  bei Jena und Auerstedt traten

sämtliche Thüringischen Fürstenhäuser, also die ernestinisch-sächsischen Herzöge vom Weimar, Gotha, Meiningen, Hildburghausen, Coburg, die Fürsten von Reuß sowie die Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt dem Rheinbund bei. Sämtliche Rheinbundstaaten hatten Napoleon Militärkontingente zur Verfügung zu stellen und so hatten die herzoglich-sächsischen Staaten (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg) ein

gemeinsames Regiment der Herzöge zu Sachsen aufzustellen. So mussten nun

1807 die Sachsen-Weimar-Eisenacher Soldaten, die eben noch in Jena und Auerstedt an preußischer Seite gefochten hatten,  an der Seite Napoleons gegen Preußen in den Krieg ziehen. Das Regiment der Herzöge zu Sachsen wurde 1809 gegen den Tiroler Aufstand unter Andreas Hofer ins Gefecht geschickt und erlitt am 04. und 05. August 1809 in der Sachsenklemme, auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Franzensfeste in Südtirol eine verlustreiche Niederlage. Die Überlebenden wurden 1809 und 1810 mit neuen ausgehobenen Soldaten in Napoleons Krieg in Spanien verheizt. Das Regiment wurde dort fast völlig aufgerieben. 1812 mussten die thüringischen Staaten wiederum Regimenter für Napoleons Krieg in Russland zur Verfügung stellen. Auch das neue 2800 Mann starke Regiment der Herzöge zu Sachsen wurde im Russlandfeldzug fast völlig aufgerieben. Nachdem nunmehr Preußen im Frühjahr 1813 an der Seite Russlands in den Krieg gegen Napoleon zog, wurde wiederum ein neues Regiment der Herzöge zu Sachsen für Napoleon neu aufgestellt und in Marsch gesetzt.

Thüringer Bataillon 1813, nach R. Knötel.

Während das Gros des Regiments noch bis Ende August 1813 an der Seite Napoleons

in der Mark Brandenburg bei Magdeburg und Wittenberg kämpfte und sämtliche

Thüringischen Fürsten erst im Verlauf des Oktober/November 1813 der Allianz gegen Napoleon beitraten, kämpfte das Marschbataillon des Regiments ?Herzöge von Sachsen? unter dem Befehl des Sachsen-Weimar-Eisenachischen Majors Johannes August Ludwig Freiherr Linker von Lützenwick bereits seit April 1813 für die Befreiung Deutschlands.

- Fortsetzung folgt -

Mihla, 28.03.2013