Flurnamen in Nazza 

Namen zu Örtlichkeiten in der Feldflur, die auf Eigenheiten der Landschaft, frühere Besitzverhältnisse oder gar Begebenheiten hindeuten, sind weit verbreitet. Dass dies wenig erforscht ist, war in einem Artikel des „Allgemeinen Anzeiger“ Eisenach vom 02. November 2019 zu lesen. Sprachwissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena forschten deshalb zusammen mit dem Heimatverein Thüringen e.V. zu diesem Thema. 

Auch in der Nazzaer Flur gibt es einige Namen, für die eine Erklärung überliefert ist: So schrieb im Jahre 1758 Pfarrer Johann Wilhelm Schröter, der seit der Reformation die 15. Pfarrstelle in Nazza innehatte, über seine Gemeinde: „Gegen Mitternacht zu, gleich am Wege nach Mühlhausen, linker Hand auf einem Hügel, findet man noch deutliche Spuren einer Capelle des heidnischen Abgottes. Von den Innwohnern Taubenthals verehret.“ Die Flurnamen „Kirchberg“ und „Kirchbrunnen“ sind erhalten geblieben. Bei „Mitternacht“ handelt es sich um die Himmelsrichtung (Norden). Man kannte oder verwendete die heute gebräuchlichen Bezeichnungen für Himmelsrichtungen nicht. 

Weiter schreibt der Pfarrer: „Unterhalb Nazzas, gegen Mittag (Süden) hat in einem kleinen Hölzgen ein Siechenhaus gestanden, dessen in unserem Kirchenmaterial anno 1617 gedacht wird und es noch im Gange war.“ Heute findet man die Bezeichnung „Siechenköpfchen“, an der kurvenreichen Landstraße nach Mihla gelegen (siehe Karte, mit der noch nicht geklärten Bezeichnung Burghahn westlich des Grundbaches/Lämpertsbaches auf der Höhe). Auch das „Gipsloch“ ist jedem (älteren) Nazzaer bekannt. Hier wurden Kalksteine gebrochen, gebrannt und mittels Pferd und Walze gemahlen. Beim Straßen- und Kanalbau in den 1990er Jahren wurde diese tiefe trichterförmige Abbruchstelle mit dem anfallenden Erdreich verfüllt. In der Flurkarte ist jedoch nur die Bezeichnung „Deponie“ (als Nutzungsart) zu finden. 

In Richtung Falken, ca. 1 km vom Ort, findet man die Bezeichnung „Galgenüber“. Hier hat wohl früher ein Galgen gestanden. Die Reihe von Flurnamen mit möglichen Deutungen lässt sich weiter vorsetzen. 

In den Karten des amtlichen Liegenschaftskatasters sind diese Namen, meist nur in der Feldflur, Bestandteil der Lagebezeichnung. 

Damit die Bedeutung alter Flurnamen nicht in Vergessenheit gerät, sollten die mündlichen Überlieferungen auch dokumentiert und publik gemacht werden. Künftige Generationen können so ein Stück Heimat besser verstehen und erleben. 

Gerald Heilwagen