Ein tiefgründiger Spruch an der Mihlaer Carl- Alexander- Schule - Ein kleiner Ausflug in die Mihlaer Schulgeschichte 

Wenn Sie demnächst (hoffentlich bald!) wieder einmal die Mihlaer Bibliothek in der Rathausschule oder unser Rathaus besuchen, schauen Sie doch einmal auf den Bereich über dem Portal der Schule. Dort ist zunächst in Goldschrift der Name „Carl-Alexander-Schule“ zu erkennen. Darunter befindet sich eine zweite Tafel, die mit einem für das kaiserliche Deutschland typischen Wahlspruch für alle Schüler geschmückt ist: 

„Ohne Zucht

keine Frucht!

Ohne Fleiß

Kein Preis!“ 

Mit diesen Worten wurden in Mihla also Generationen von Schülern erzogen. Zu DDR-Zeiten erschien dieser Spruch falsch und über die Tafel wurde eine andere gesetzt, auf der ein Bezug auf den Sieg des Sozialismus zu lesen war. 

In der „Wende“ verschwand dann diese Tafel, nicht mehr zeitgemäß. Darunter kam nun wieder die alte Verpflichtung für Lehrer und Schüler zum Vorschein, die bis heute überdauert. Und mal ehrlich, ein bisschen Wahrheit ist doch darin, in diesem Spruch? Oder? Mangelt es nicht so manches Mal in unserer heutigen Zeit an Fleiß, aber auch an Zucht, ohne wieder in alte preußische Maxime verfallen zu wollen… 

So werden wohl dieser Spruch und das Wissen über die Geschichte des Schulgebäudes die Zeit überdauern. Übrigens, die Schule, die den Namen des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach trägt, wurde im Jahre 1898 im Gelände der früheren Oberen Schäferei des „Roten Schlosses“ errichtet. 

Nachdem besagter Großherzog bei einem Besuch in Mihla die damals katastrophalen Schulverhältnisse kritisiert hatte, konnte im Jahre 1861 in der Marktstraße die „Bürgerschule“ eingeweiht werden. Dies war ein Umbau einer alten Scheune, wodurch vier Klassenräume gewonnen werden konnten, und der Ausbau eines alten Bauernhauses zu einem Gebäude für vier Lehrerwohnungen, der späteren „Landambulanz“. 

Dieser Erfolg, verbunden mit der Neuanschaffung von Lehrerstellen und dem Dienstantritt junger und bei Eltern und Schülern beliebter Lehrer war zunächst ein recht bedeutender. Aber schon wenige Jahre später war klar, dass die „Bürgerschule" eben doch nur eine Notlösung war, dass der Platz noch immer nicht ausreichte. 

Schon 1895 sah sich der Rat nach einem Baugrund um. Bereits damals, unmittelbar nach dem Ankauf des „Roten Schlosses“, bot Professor Binswanger die im Oberdorf gelegene Schäferei des Schlosses zum Kauf an. 

Zunächst sah der Rat wohl noch günstigere Möglichkeiten. 1896 wurde der Bau eines neuen Schulsaals beschlossen, 1897 der Beschluss dahin verändert, einen Anbau an die vorhandenen Schulsäle zu errichten. Weitere Pläne sahen vor, am Standort der alten Knabenschule an der Ostseite der Kirche zu bauen. Ende 1896 machte die Gemeinde dann den Versuch, doch die obere Schäferei zu kaufen, der Preis von 5.000 Mark ließ das Projekt erneut scheitern. 


1898 wurde auf dem zum „Roten Schloss“ gehörenden Gelände der Oberen Schäferei die „Carl-Alexander-Schule“ errichtet. Dazu kam ein Toilettenbau mit Stall und ein Gebäude für Lehrerwohnungen. Später, 1921, vervollständigte der Bau des Rathauses an Stelle einer alten Scheune der Schäferei das heutige Ensemble. 

Erst nachdem der Bezirksdirektor im November 1897 energisch den Schulneubau forderte, kam mit Binzwanger ein Kaufvertrag für 8.000 Mark zustande. 

Der Architekt Hahn erarbeitete das Projekt, welches vorsah, 4 Klassen und ein weiteres Gebäude für Lehrerwohnungen zu errichten. Gebaut wurde dann ein Schulgebäude mit zwei Klassenräumen und ein Wohngebäude mit 4 Lehrerwohnungen (das heutige Therapiegebäude von Frau Sina Rödiger). Die Gemeinde musste dazu 1898 insgesamt 30.000 Mark Darlehen aufnehmen. Die neue Schule, die natürlich nur den Namen „Carl-Alexander-Schule" tragen konnte, wurde noch 1898 eingeweiht. 

Bei weiterer Nutzung der Bürgerschule hatten sich damit die Schulverhältnisse doch erheblich verbessert. So blieb es bis zum Neubau der „Bachhofschule“ 1936. 

- Ortschronist -