August Trabert, ein bisher kaum beachteter Mihlaer - Wer kennt heute noch den Mihlaer August Trabert? - Teil 2 

Er begann 1907 mit dem Umbau der alten Schneidemühle zu einem E-Werk und der Errichtung einer mit Turbinen getriebenen Holzschleiferei. Um genügend Wasser auf die Turbinenblätter leiten zu können, musste der Mühlgraben um etwa 3 Meter verbreitert werden. Zudem war verlangt, eine Kastenschleuse einzubauen, um die jährlich vom Oberlauf der Werra herabkommenden Holzflöße passieren lassen zu können. Zeitweise waren auf der Baustelle bis zu hundert Arbeiter beschäftigt. 

Nach der Installierung der drei Turbinen des Typs Francis und der Ausrüstung der Maschinenanlage durch die Gothaer Firma Briegleb&Hansen im neuerbauten Kraftsaal und dem Aufbau eines Leitungsnetzes im Ort erfolgte bis zum 1.10.1910, nach umfangreichen Verhandlungen mit der Überlandzentrale, der Anschluss an deren Überlandnetz. Die Leistung des neuen Wasserkraftwerkes betrug damals 400 Kilowattstunden. 


Turbinenhaus Mitte der 20er Jahre. 

Auch mit der Übertragung der Leistungen an die Mühlhäuser Überlandzentrale bewies August Trabert nicht nur geschäftlichen Spürsinn, sondern auch die Erkenntnis, damit einen nicht unerheblichen Beitrag zur Elektrifizierung der gesamten Region zu leisten. Schon bald wurden die meisten Orte bis nach Creuzburg mit Strom versorgt. 

Das Mihlaer E-Werk speiste in dieses System ein. Am 17.2.1911 war es dann soweit. Die Eisenacher Zeitung berichtete, dass Mihlas Straßen erstmals vom elektrischen Licht beleuchtet wurden und damit ein weiteres Stück Fortschritt in unseren Ort eingezogen sei.

All diese Veränderungen vollzogen sich innerhalb kürzester Zeit, im Verlauf von etwa 30 Jahren. Sie fanden ihren Niederschlag daher besonders in den Lebensgewohnheiten der Menschen. Manche Neuerung war nicht ohne den Widerstand vieler einfacher Menschen durchgesetzt worden. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass es in den Jahren um 1900 mit dem Wandel der gesamten dörflichen Lebensgrundlagen zur Ausbildung neuer Verhaltensweisen und zum Abbruch bestehender Traditionen kam. Dies alles ging nicht konfliktlos vor sich. 

Die Eisenacher Zeitung berichtete. "Mihla. Die Umarbeiten an der hiesigen Werramühle sind jetzt ziemlich weit gediehen. Es wurde anstelle des die Schneidemühle antreibenden Wasserrades zwei neue Turbinen-Fundamente (die Mahlmühle hat schon seit 30 Jahren Turbinenantrieb) und eine sogenannte Kastenschleuse erbaut, den Mühlgraben um ca. 3 Meter verbreitert und die Schneidemühle selbst zur Anlage einer Holzschleiferei eingerichtet..." 

Um 1935 übertrug August Trabert sein Wasserkraftwerk an seine Tochter Henriette Elisabeth Mahr. Sie war 1889 geboren und hatte 1912 den Sohn des Creuzburger Forstmeisters Rudolf Mahr in Mihla geheiratet. Mahr war als Mediziner in Stadtroda im Altenburger Land tätig und zog dann nach Mihla. 

Der Sohn Walter wurde 1914 geboren. Im 2. Weltkrieg als Offizier ausgezeichnet lieferte das die Möglichkeit, das Wasserkraftwerk, nach Umbauten 1934 immer noch voll leistungsfähig, unter Sequester der Besatzungsmacht zu stellen und wenig später zu enteignen. Von 1946 bis 1948 vom Land Thüringen verwaltet erfolgte dann die Unterstellung als Volkseigener Betrieb dem Energiebezirk Süd. 

Bis zum Jahre 1970 produzierte das Mihlaer Wasserkraftwerk Strom. Dann wurde es wegen Verschleiß der Anlagen stillgelegt und der Mühlwehrarm zugeschüttet. 

Heute erinnert nur noch der Baukörper des früheren Maschinenhauses an diese pioniertechnisch so spannende Geschichte und August Trabert ist, aus meiner sicht völlig zu Unrecht, gänzlich aus dem Gesichtskreis der Erinnerungen ausgelöscht. 

Hätte es im Jahre 2006 nicht den Aufbau des neuen Wasserkraftwerkes auf dem Sand gegeben, die Vergangenheit des Mihlaer Wasserkraftwerkes und die Rolle von August Trabert wäre wohl für immer in der Werra, oder besser im zugeschütteten Mühlgraben, verschwunden. 

- Ortschronist -